Kempten/Augsburg, 23.05.2019 (pca). . Von Tür zu Tür gehen und um Spenden für den guten Zweck bitten - was für viele Menschen nach einer unangenehmen Aufgabe klingt, ist für die Caritas-Sammler in der Diözese Augsburg ganz selbstverständlich. Rund 100 von ihnen haben sich auf Einladung des Diözesan-Caritasverbandes jetzt im Kemptener Pfarrheim St. Lorenz getroffen. Sie nutzten die Gelegenheit, sich über ihre Erfahrungen als Caritas-Sammler auszutauschen und sich über die Arbeit des Wohlfahrtsverbandes vor Ort zu informieren. Kulinarisch verwöhnt wurden die engagierten Caritas-Unterstützer von den "Speis-Girls", die ein leckeres Mittagessen gezaubert hatten. Eine ganz persönliche Geste des Dankes hatten sich die Mitarbeiter des Caritasverbandes Kempten-Oberallgäu für die Gäste einfallen lassen: Sie bestückten das Büffet mit selbstgemachten Kuchen und Torten.
"Sie sind es, die Kirche liebenswert machen", bestärkte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Andreas Magg die Sammlerinnen und Sammler. Das Sammeln für die Caritas sei ein "wichtiger und wunderbarer Dienst", dessen Erlöse dem Wohlfahrtverband helfen, Not abzuwenden und Menschen in Krisensituationen zu unterstützen und zu begleiten. Rund 1,3 Millionen Euro sind bei den beiden Sammlungen im Vorjahr im Diözesangebiet insgesamt zusammengekommen.
Im Dekanat Kempten beispielsweise wurden bei der Herbstsammlung 2018 insgesamt 19.155 Euro gespendet, die - wie in jedem Dekanat - jeweils zu einem Drittel an die Caritas vor Ort, an die jeweiligen Pfarreien und an den Diözesan-Caritasverband gehen. Der Caritasverband verwende die Gelder vor allem, um die kostenlosen Beratungsangebote für Menschen in Not aufrecht zu erhalten, erklärte Jennifer Wörz, Geschäftsführerin des Caritasverbandes Kempten-Oberallgäu. Inzwischen gebe es bei der Caritas im Oberallgäu und in Kempten 25 Fachdienste, so Wörz. Sie stellte den Sammlern bei der Veranstaltung gemeinsam mit ihrem Kemptener Sozialarbeiter-Team die Arbeit vor Ort vor.
Es standen unter anderem Mitarbeiter der allgemeinen Sozialberatung, des ambulant betreuten Wohnens, der offenen Behindertenarbeit, der Schuldner- und Insolvenzberatung, der rechtlichen Betreuungen, des Tafelladens, der ambulanten Pflege und des begleiteten Umgangs den Gästen Rede und Antwort und führten diese durch ihre Fachbereiche. Ein Angebot, das von den Sammlern mit viel Interesse angenommen wurde. Aufgeteilt in verschiedene Gruppen lernten sie die Kemptener Caritas kennen, kamen mit den Sozialarbeitern ins Gespräch und wurden durch das Haus in der Landwehrstraße geführt.
Besonders frequentiert war der Rundgang durch den örtlichen Tafelladen, den sich kaum ein Gast entgehen lassen wollte. "Vieles, was sie hier im Laden sehen, wäre ohne ihren Einsatz als Sammler nicht möglich", erfuhren sie hier von Ursula Böck, Koordinatorin des Kemptener Tafel-Angebots.
Auch Jennifer Wörz dankte den Sammlern ausdrücklich für deren Einsatz an unzähligen Haustüren: "Der persönliche Kontakt zu den Menschen ist so wertvoll - sie als Sammlerinnen und Sammler sind unersetzbar."
Auch UIrich Schwarzenberger, im Diözesan-Caritasverband für das Fachgebiet Fundraising zuständig, lobte das ehrenamtliche Engagement der Spendensammler. Trotz Überweisungsträgern und Onlinebanking - heute ebenfalls Möglichkeiten, einen finanziellen Beitrag zur Caritas-Sammlung zu leisten - würden immer noch 75 Prozent der Spenden direkt an der Haustür gegeben. Nur rund ein Viertel der Spendensumme erreiche die Caritas durch Überweisung beziehungsweise über die Kollekte in den Kirchen. Gleichzeitig bedauerte Schwarzenberger, dass den Sammlern der "Nachwuchs" fehle. Zwar würden viele schon seit Jahren oder Jahrzehnten unermüdlich und zuverlässig sammeln, dennoch fänden sich immer weniger Menschen, die in Zukunft von Tür zu Tür gehen möchten.
Die Sammler selbst wussten von ihren Einsätzen überwiegend Positives zu berichten.
Für Gertrud Schlauch aus Sonthofen etwa, die seit vielen Jahren im Ortsteil Winkel sammelt, ist die Caritas-Sammlung eine Herzensangelegenheit: "Die meisten Menschen geben großzügig", sagt sie. Im Schnitt seien es fünf Euro, häufig auch mehr. Sie habe sogar "Stammkunden", die großen Wert darauf legten, im Rahmen der Sammlung ihre Spende persönlich an Gertrud Schlauch zu übergeben. Sie respektiere es aber auch, wenn jemand abweisend auf ihr Anliegen reagiere und achte darauf, bei Dorfbewohnern, die generell nicht spenden wollen, nicht zu klingeln.
Ähnliche Erfahrungen hat Rosina Jandl aus Ebersbach bei Obergünzburg gemacht, die seit drei Jahren mit der Spendenbüchse unterwegs ist. Inzwischen würden allerdings viele Wohlfahrtsverbände an der Haustür sammeln, was die Spendenbereitschaft mancher Menschen durchaus herabsetze. Es komme schon vor, dass jemand unfreundlich zu ihr sei oder sie mit Ausreden abwimmle, erzählt Jandl. Dennoch werde sie meist mit offenen Armen empfangen. Es gebe sogar Leute, die sich telefonisch bei ihr melden würden, damit sie bei der Sammlung auf keinen Fall vergessen werden und ihre Spende abgeben können.